Der Kranz der Engel

 

Nach dem Tod ihrer Angehörigen zieht Veronika zu dem von ihrem Vater bestimmten Vormund, einem Universitätsprofessor in Heidelberg, und nimmt dort nach dem Ersten Weltkrieg ihr Studium auf. Enzio, der sie liebt, nachdem er im Krieg bei einer Verwundung geheimnisvoll ihre Hilfe verspürt hatte, begegnet ihr hier wieder. Dieser leidet schwer unter der deutschen Niederlage, ist voller Hass gegen das Christentum und von der Idee eines nationalsozialistischen großdeutschen Reiches besessen. Bereits in den ersten Zeilen des Romans lässt Gertrud von le Fort diese Motivik / Symbolik anklingen. Veronika, die in innerer Verbundenheit an seinem Kriegserleben teilgenommen hatte, will ihn heiraten, zumal Pater Angelo, ihr Beichtvater, die Ansicht vertreten hatte, man könne dem Unglauben nur noch mit christlicher Liebe und Opferbereitschaft entgegentreten. Im Vertrauen auf die göttliche Liebe und Gnade will Veronika mit Enzio eine eheliche Verbindung eingehen ohne den Empfang des Sakraments der Ehe und damit, nach damaligem Eheverständnis, in beständiger schwerer Sünde lebend. In dem sich ergebenden Zwiespalt, der Atheismus Enzios einerseits und ihre Ferne von der Kirche, die ihr geistig und seelisch Halt geboten hatte, andererseits, gerät Veronika an den Rand des Wahnsinns. Lediglich berührt durch diese Entwicklung willigt Enzio, obwohl nach wie vor Atheist, in eine kirchliche Eheschließung ein.

Mit ihrem Roman greift Gertrud von le Fort in die Auseinandersetzung des Christentums mit der säkularisierten Weltanschauung des Faschismus ein. In Enzio wird die zu Nationalismus und Gewaltdenken fehlgeleitete Vaterlandsliebe deutlich. Veronikas Opfer aber trägt dazu bei, dass dieser seinen Fanatismus und seine Intoleranz ablegt.

 

zurück