Der Turm der Beständigkeit

 

Vorgeschichte: Der Prinz von Beauvau hat seine Geliebte, die Marquise Reinette, dem König als Mätresse überlassen und ist dadurch in der adeligen Gesellschaft zu hohem Einfluss gelangt. Er wohnt nach wie vor in Paris, wo er sich dem leichten Leben hingibt und Umgang pflegt mit Freidenkern um Voltaire. Die Marquise hat ihn bestimmt, in Aigues-Mortes den Turm der Beständigkeit zu visitieren, einmal um dadurch die Aufmerksamkeit der klerikalen Kreise zu erlangen, andererseits um selbst die Gunst der Kirche und die Absolution zu erreichen, die ihr als Mätresse des Königs verweigert wird.

Die Handlung: Der Prinz führt den Auftrag höchst ungern aus: Er versteht die Grausamkeit gegenüber den dort eingekerkerten Protestanten nicht, ihn schaudert vor der Landschaft, ihn widern die Ansichten des ihn begleitenden Paters an, er erschrickt vor dem steilen, fensterlosen Turm. Ihn erschüttert das Elend der Gefangenen, besonders das der seit 39 Jahren eingekerkerten Marie Durand, und er erklärt spontan alle Gefangenen für frei. Seinen Glauben an den Sieg des Atheismus, der Vernunft, der Geistesfreiheit und der Menschlichkeit hat er angesichts der Gegebenheiten verloren. Dem jungen Kommandanten des Tour de Constance, der ihn um die königliche Vollmacht für diese Begnadigung bittet, gibt er sein Ehrenwort, diese nachzuliefern.

Er eilt nach Paris, um die Marquise um Vermittlung beim König zu bitten. Doch dieser kommt sein Wunsch sehr ungelegen. Daher verweist sie ihn an Pater Laroche, der ihm jedoch auch nicht helfen kann. Die Häresie zu vernichten sei Aufgabe des Königs. Es bleibt also nur die Fürsprache der Marquise. Er sucht diese daher ein zweites Mal auf, die eben den König erwartet. Der König, der um die frühere Verbindung von Reinette mit dem Prinzen weiß, bewilligt verärgert, dass der Prinz fliehen und später wieder zurückkehren dürfe. Die Gefangenen werde man einholen. Der Prinz erkennt, wie schändlich Reinette und er ihre Liebe an den König verkauft haben, er besinnt sich auf Menschlichkeit und Erbarmen und entschließt sich, freiwillig als Gefangener nach Aigues-Mortes zu gehen.

Ein Briefdokument berichtet abschließend, dass die Marquise die Gunst des Königs wiedergewann und die Freilassung des Prinzen erreichen konnte, der dann als Gouverneur wegen seines Vorgehens für einen heimlichen Protestanten gehalten wurde. Ein handschriftlich hinterlassenes Gebet macht jedoch deutlich, dass er katholisch geblieben und zu einer Religion des Erbarmens gefunden hat. Er will für die nach menschlichem Ermessen unsühnbare Schuld an den Verfolgten Sühne leisten.

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